Was haben Organisationen mit Intimität zu tun? Wenn man auf Zweckorientierung, Arbeitsteilung und bürokratische Formalisierung schaut, nichts. Schaut man stattdessen auf die schöne neue Arbeitswelt postindustrieller Unternehmen, dann sehr viel. In der kreativen und stets innovationsbereiten Dienstleistungsarbeit der Wissensgesellschaft können sich die Menschen ganz hingeben und selbst verwirklichen. Die Subjektivierung der Arbeit bedeutet die Wiedereinführung der konkreten Person in die Organisation und scheinbar werden Freiheiten in überraschendem Masse geboten:
Im Jahre 2000 erschien von Luhmann das Buch «Organisation und Entscheidung“. Es ist das kleine Wörtchen «und“ das die zentrale Differenz ausmacht: Eine Organisation zu organisieren, ist etwas völlig anderes als eine freie Entscheidung zu treffen.
Dieselbe Ausschliesslichkeit verbirgt sich hinter dem Begriffspaar «Organisation und Intimität». Die Grunddifferenz ist die Unterscheidung von öffentlich und privat. In Familie, Verwandtschaft und der Gemeinschaft von Befreundeten befindet man sich jenseits der Dominanz ökonomischer Kalküle. Liebe oder Freundschaft gelten als Inbegriff des Intimen und Intimes gehört nicht an die Öffentlichkeit.
Demgegenüber muss die Strukturbildung der Organisation primär sachlichen Aufgaben und Zielen gerecht werden. Formalisierte, asymmetrische Machtstrukturen und die prinzipielle Austauschbarkeit der Funktionsträger sind hierbei die Bedingung der Möglichkeit.