Die Changetagung 2010

Riskante Tabuisierungen

In Gruppen ist nicht das Problem das Problem, sondern seine Tabuisierung

Wenn Menschen miteinander kooperieren, gibt es immer auch Meinungsverschiedenheiten, Spannungen und Konflikte. Insofern ist das Missverstehen weit weniger erklärungsbedürftig als die Harmonie. Die Klärung von Beziehungen, im Privaten wie in der Arbeit, kostet jedoch Zeit und Engagement zum Aufbau von Vertrauen und zum aufeinander Zugehen. Je höher dabei die Veränderungsgeschwindigkeit ist, mit der wir Beziehungen eingehen und auch wieder verlassen, desto weniger Gelegenheiten bieten sich, diese zu klären.

Unser Fokus:

Die Meinung ist tief verankert, dass Unstimmigkeiten und Widerstände negativ und schädlich sind: «Bloss nicht zu viel ansprechen! » Diese Tabuisierung kann aus der Idee resultieren, dass es zwingend Verlierer geben muss. Vielleicht wird aber auch befürchtet, dass sich bei Konflikten allzu schnell Wut und Aggressivität unkontrolliert verbreiten. Dies könnte unwiederbringlich zu einem destruktiven Ergebnis führen. All das vergrössert die Angst, Beziehungen zu klären und fördert die Tabuisierung von Konfliktfeldern. Die Strategien sind vielfältig: Problemstellungen werden als individuelles Versagen oder Führungsschwäche weggedeutet. Oder es wird ihnen mithilfe stark lösungsorientierter Methoden ihre klärende Schärfe genommen, indem sie vorschnell in Chancen und positive Herausforderungen umgemünzt werden. Zu schnell werden Alternativen präsentiert, zu schnell verhindert die Suche nach erstbesten Lösungen das Erfassen der Komplexität des Konfliktgeschehens und das Finden von wirklich guten Möglichkeiten.

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